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Studium im Ausland

Im Ausland studieren – grenzenloses Abenteuer

Ins kalte Wasser springen, selbstbewusster werden, fremde Kulturen kennenlernen, neue Freunde finden. Sechs Studierende berichten von der „Zeit ihres Lebens“ während ihres Auslandspraktikums oder -semesters.

Studium in Island, Japan und Thailand

Paula hat sich für das Studium in Japan entschieden; Marie ist nach Thailand gegangen. Und Tristan in den hohen Norden – nach Island. Bei diesem Land denken die meisten Menschen sofort an Feen oder Trolle. Viele auf dem kleinen Inselstaat sind überzeugt, dass die von Vulkanen, Geysiren und Lavafeldern geprägte Landschaft ein Schutzraum für diese und andere Wesen ist. „Auch einige Leute in meinem Alter haben daran geglaubt“, erzählt Tristan Schnell. Gleichzeitig sei es natürlich auch ein guter Marketingfaktor für das Land, das nicht größer ist als Bayern und Baden-Württemberg zusammen.

Der 24-Jährige interessierte sich schon als Kind für Geschichten aus der Mythologie. Nach dem Abitur entschied er sich für ein Germanistikstudium. Darüber entdeckte er die Mediävistik. Nach seinem Bachelor schrieb er sich für einen Master in Skandinavistik mit einem Schwerpunkt auf Altnordistik ein. Ein Auslandssemester auf Island war da die logische Wahl. Da das Ziel ausgefallen ist und die meisten der knapp 400.000 Einwohner in Reykjavik leben, musste er über den Ort nicht lange nachdenken.

Raus aus der Komfortzone

Für Marie war sogar schon vor dem Studium klar, dass sie ein Auslandssemester machen wird. Deswegen hat sich die BWL-Studentin auch für die LMU entschieden. „Hier gibt es einfach die meisten Reisemöglichkeiten“, erzählt die 23-Jährige. Sie wollte möglichst weit weg, Europa war keine Option. Die Entscheidung fiel auf Bangkok in Thailand. „Ich wollte einfach mal raus aus meiner Komfortzone und mich challengen“, erzählt die gebürtige Münchnerin. Und eine Herausforderung wurde es tatsächlich zum ersten Mal so weit weg von Deutschland in einer anderen Kultur ohne Familie und Freunde.

Ich habe ein bisschen Angst gekriegt. Aber ich hatte immer das Gefühl: Ich muss das machen.

Paula Jobst wollte eigentlich schon gleich nach dem Abi ins Ausland. Corona hat ihr allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. So begann sie ihr Biologiestudium an der LMU. Aber auch sie wusste: „Ich will bald so weit weg wie möglich.“ Weil sie keine exzellenten Noten hatte, rechnete sie allerdings nicht wirklich damit, dass es klappt. Die Zusage für Japan kam darum doch etwas überraschend. „Ich habe ein bisschen Angst gekriegt. Aber ich hatte immer das Gefühl: Ich muss das machen.

„Ob online oder in Präsenz: Man muss sich früh beraten lassen“

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Anschluss finden im Strick-Club

Ein wenig Sorgen vor der Abreise hatte Tristan Schnell ebenso . „Ich war noch nie allein so weit weg“, erklärt er. Zusätzlich sei er nicht gut im Kontakte knüpfen. Doch der LMU-Student hat viele Online-Freunde. Insofern habe sich für ihn am Anfang erst mal nicht viel geändert. Dennoch habe er sich bemüht, Anschluss zu finden. So kam es, dass er einem Strick-Club beitrat, in dem er „viele nette Omis“ kennengelernt hat. „Mit denen konnte ich super mein Isländisch trainieren.“ Danach wuchs auch die Zahl seiner gleichaltrigen Freunde.

Mit den netten Omis im Strickclub konnte ich super mein Isländisch trainieren.

Richtiges Heimweh hatte Marie. „Rückblickend war es ein Fehler, dass zu Beginn meine Eltern dabei waren“, erklärt die BWL-Studentin an der LMU. Dadurch habe sie den entscheidenden Moment verpasst, an dem sich alle Austauschstudierenden das erste Mal trafen und Gruppen bildeten. Ein Nachteil sei es auch gewesen, so viel gefacetimed und am Smartphone gehangen zu haben. Doch mit der Zeit lernte sie zum Glück in ihrem Wohnheim und in den Kursen andere Studierende kennen. „Ich war am Anfang viel zu schüchtern“, erinnert sie sich. Heute würde sie einfach andere Menschen beim Mittagessen am Streetfoodstand ansprechen.

Jetlag inklusive

Einen Kulturschock bekam am Anfang Paula Jobst. „Ich hatte einen Megajetlag, es war heiß und weder die Leitung des Wohnheims noch die chinesischen und japanischen Mädels in meinem Zimmer konnten Englisch.“ Neue Freundschaften schließen – erstmal Fehlanzeige. Aber dann ging auf einmal alles ganz schnell. Im Orientierungs- und Japanischkurs an der Uni lernte sie internationale Studierende kennen, die ähnlich tickten wie sie: „Wir reisen gern, sind offen für andere, mögen es aber auch, auf uns allein gestellt zu sein. Und: Wir wollen die ganze Welt sehen.“

Wir reisen gern, sind offen für andere, mögen es aber auch, auf uns allein gestellt zu sein. Und wir wollen die ganze Welt sehen.

Zu Beginn fällt es allen schwer, beruhigt Philippa Menzel vom International Office. „Der Start in einer völlig fremden Kultur kann sehr überfordernd sein – selbst für die weltoffensten Menschen!“ Wer nicht so weit reisen will, könne auch in Europa interkulturelle Erfahrungen machen. Natürlich helfe es bei Heimweh, online den Kontakt zu Bekannten zu pflegen. „Dennoch ist es eine gute Idee, sich einem Club oder einer Vereinigung im Gastland anzuschließen, um sicherzustellen, dass man das Beste aus dem Auslandsaufenthalt macht, indem man persönliche Beziehungen knüpft.“

Vernetzen und Chancen nutzen!

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Warum nicht zwei Semester bleiben

In Island müssen sich andere interessierte Auslandsstudierende laut Tristan Schnell keine Sorgen um die Sprache machen. Der Master sei in Englisch, nahezu alle Menschen würden Englisch sprechen und ein Großteil der anderen Studierenden komme aus den USA. Er blieb sogar zwei Semester. „Ich wollte das Land auch mal im Hellen sehen“, sagt er und lacht. Im Winter scheint nur ein paar Stunden am Tag die Sonne. Zwei Semester können die Auslandserfahrung laut International Office der LMU durchaus vertiefen.

Der Unterricht war in Englisch und nicht schwieriger als bei uns.

Ähnlich wie Tristan erging es Marie in Bangkok: „Der Unterricht war in Englisch und vom Niveau her nicht schwieriger als bei uns“, versichert sie. Die Organisation sei ebenfalls kein Problem, wenn man regelmäßig seine E-Mails checkt. Fragen habe ein Fachbetreuer immer sofort beantwortet. Das überrascht nicht, denn Thailänder zahlen an der Chulalongkorn-Universität 2.000 Euro – pro Semester. Die Note bildet sich dort laut Marie aus den Abgaben und Gruppenarbeiten – also nicht nur durch eine Abschlussprüfung wie an der LMU. Sie reiste im Anschluss ebenfalls noch durch das Land.

Sprachkenntnisse auf B2-Niveau

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Master oder Promotion im Ausland

Positive Erfahrungen hat auch Paula Jobst in Japan gemacht. „Alles ist dort geordneter, niemand rempelt dich an, keiner telefoniert im Zug. Alle sind ruhig und akzeptieren die Privatsphäre anderer. Ich finde das megafaszinierend.“ Auch als Frau habe sie sich in der Millionenstadt immer sicher gefühlt – anders als in München, wo sie nachts manchmal „ein mulmiges Gefühl“ hat.

Sie belegte das Seminar „Women and Science“, „den besten Kurs, den ich je hatte“. Zugleich wurde ihr klar, auf welche Fachrichtung sie sich in Deutschland künftig spezialisieren will: Neuroscience. „Ich bin in meinem Studium um Einiges gefestigter als vorher.“ Besonders gut gefällt ihr an ihrer Uni, dass die Klassen mit weit weniger als dreißig Schülern und Schülerinnen so klein sind. Sie würde sehr gern wieder nach Japan zurückkehren. Nicht für immer. Aber für ihren Master.

Alles ist dort geordneter, niemand rempelt dich an, keiner telefoniert im Zug.

Auch Tristan Schnell kann sich gut vorstellen, nach Island für eine binationale Promotion zurückzukehren und dort für ein paar Jahre zu arbeiten. Den Aufwand für sein Auslandssemester bezeichnet der 24-Jährige als „überschaubar“: Für ein Semester braucht es kein Visum. Ab sechs Monaten unter anderem einen Nachweis, dass man mindestens über 5000 Euro verfügt. Denn Island ist nicht ganz günstig. Obwohl er einen Erasmus-Erstakademikerzuschuss von 800 Euro erhalten habe, sei das Geld knapp geworden. „Viele meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen haben einen Nebenjob im Tourismus begonnen“, erinnert er sich. Das sei dort aber als EU-Bürger kein Problem.

Vielfältige Förderformate auf dem Weg in die Welt

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Erasmus-Förderung nutzen

„Grundsätzlich ist es erlaubt, während eines Erasmus-Aufenthaltes zu arbeiten“, bestätigt Menzel vom International Office. Der Schwerpunkt eines Erasmus-Semesters sollte aber grundsätzlich auf dem Studium liegen. „Aus diesem Grund gibt es im Erasmus+-Programm in Deutschland auch Fördermöglichkeiten für Studierende, die ihre Arbeit im Heimatland aufgeben müssen, um im Ausland zu studieren.“

Und dann ist es natürlich für die Studierenden während des Auslandsaufenthalts ganz wichtig, dass sie auch noch eine Ansprechperson im Heimatland haben.

Grundsätzlich ist es erlaubt, während eines Erasmus-Aufenthaltes zu arbeiten.

Geholfen hat Marie neben den Erfahrungsberichten die Fachschaft bei der Wohnungssuche und bei der Vorbereitung die Kurse des International Office. Ihr Tipp: Vorher prüfen, ob die Kurse an der jeweiligen Uni auch in Deutschland angerechnet werden.

Prüfen, ob die Kurse angerechnet werden

Diesen Punkt sollte man tatsächlich rechtzeitig klären, um Enttäuschungen zu vermeiden, rät Expertin Menzel. „Bevor man an einer ausländischen Universität studiert, unterschreibt man in der Regel ein Dokument, das Learning Agreement.“ Dort sei aufgelistet, welche Kurse man besuchen wird und welche man sich an der LMU anerkennen lassen kann. Danach steht einem Auslandssemester aber nichts mehr im Weg.

Paula Jobst bekam vom International Office gleich nach der Zusage eine Liste mit E-Mailadressen anderer Auslandsstudierender. Sie besuchte eine interkulturelle Vorbereitung. Besonders hilfreich fand die Biologiestudentin eine Fragerunde mit Studierenden, die schon in Japan gewesen waren. „Wir konnten über alles sprechen: die Unterbringung, die Krankenversicherung, die Kreditkarte, die Auslandsversicherung – das hat mir Stress genommen.“

„Ausland angerechnet – ECTS-Punkte mitnehmen“

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Freunde fürs Leben und unvergessliche Erinnerungen

Ins kalte Wasser springen, selbstbewusster werden und aus Fehlern lernen: Genau darum geht es neben den beruflichen Vorteilen bei einem Auslandsaufenthalt. Auch für Marie wurde es noch die Zeit ihres Lebens. „In der zweiten Hälfte des Semesters habe ich Freunde fürs Leben kennengelernt“, berichtet die 23-Jährige. Sie kämen aus aller Welt und unterschiedlichsten Kulturkreisen. Sechs von ihnen hat sie in den wenigen Monaten seit ihrer Rückkehr schon getroffen. Viele Erinnerungen begleiten sie bis heute. Beispielsweise die vielen Insel-Rollerausflüge. „Oder als einmal ein Student durch das Wohnheimdach gekracht ist“, sagt sie und lacht.

Jetzt weiß ich: Ich kann überall auf der Welt wohnen.

Paula Jobst hat neben dem fachlichen Wissen ebenfalls viel fürs Leben gelernt: „Ich dachte immer, ein Aufenthalt in Japan wäre ein großer Schritt. Das war und ist er auch. Aber jetzt weiß ich: Ich kann überall auf der Welt wohnen.“ Wandern, am Strand sitzen bei Sonnenuntergang mit einer Flasche Bier: All das macht gemeinsam ganz viel Spaß. Aber sie war auch allein unterwegs, fünf Tage auf einer Insel. „Das war die schönste Zeit!“ Ihr Tipp: Nicht nur Standardtouristenorte bereisen, sondern auch in den Norden und den Süden fahren. „So lernt man viele Kulturunterschiede kennen.“

Kulturelle Unterschiede beachten

Tipps für andere Studierende hat auch Tristan Schnell: „Viele Exkursionen unternehmen.“ Beispielsweise die Schauplätze der altnordischen Sagas besuchen oder die sogenannte Ringstraße entlangfahren. Keine Angst haben sollten Interessierte vor dem isländischen Essen. Zwar gebe es Spezialitäten wie den geruchsintensiven fermentierten Hai, manche sagen auch verrotteter Hai. „Aber das“, sagt er und lacht, „bietet man dort nur Touristen an.“

Alle drei sind sich einig: Ein Auslandsstudium ist das Beste, was man machen kann. „Ich würde es jedem ans Herz legen“, sagen alle unisono. „Es ist eine super Erfahrung.“

Fakten zum Auslandsstudium

Top 5-Destinationen Erasmus 2023/24

Top 5-Destinationen LMUexchange 2024

Praktikum in Rumänien, Aserbaidschan und Albanien

Bei dem romantisch-düsteren Schloss Bran im rumänischen Siebenbürgen soll es sich um das Domizil von Dracula gehandelt haben. Tatsächlich hatte es mit dem berüchtigten Vlad III. Drăculea, genannt „der Pfähler“, überhaupt nichts zu tun, da ist sich die Geschichtsschreibung sehr sicher.

Benedikt Birnbach ist das aber egal. „Mir hat das Schloss sehr gut gefallen.“ Es war eines von zahlreichen Highlights, die er während seines Aufenthalts in Rumänien in Augenschein nehmen konnte. Denn neben seinem Praktikum an der Universitätsklinik in Cluj-Napoca in Nordrumänien hatte der junge Mediziner auch immer wieder Gelegenheit, das facettenreiche Land kennenzulernen.

„Der Spaß soll nicht zu kurz kommen“

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Sprachkenntnisse erforderlich

Sechs Monate seines Praktischen Jahrs verbrachte Birnbach im Krankenhaus in Cluj-Napoca, davon vier Monate in der Chirurgie. Zwei weitere führten ihn in die Kardiologie. „Ich konnte relativ frei entscheiden, welche OPs ich besuche“, sagt Birnbach, der als einziger Praktikant in einem kleinen Team auch die Möglichkeit hatte, zu assistieren und viele Fragen zu stellen. „Es war ein echtes Glück, vor allem da die Klinik neben allgemeinen auch orthopädische und endokrinologische Operationen durchführt.“ Obschon er sich mit Kommilitoninnen, Professoren oder Ärzten zumeist auf Englisch verständigen konnte, musste er auch Rumänisch lernen, was ihm, da er bereits Französisch und Spanisch spricht, nicht schwerfiel. „Viele Patienten im Krankenhaus sind vom Land und sprechen nur Rumänisch“, sagt Birnbach, der sich die Sprache dank Duolingo und seiner Vorkenntnisse in romanischen Sprachen schnell aneignen konnte.

Viele Patienten im Krankenhaus sind vom Land und sprechen nur Rumänisch.

Minimum B1

„Wenn man ein Praktikum im Ausland macht, sollte man mindestens über Niveau B1 der jeweils relevanten Sprache verfügen“, betont Michael Brielmaier vom Career Service der LMU , mit dessen Hilfe auch Benedikt Birnbach sein Praktikum organisiert hatte. „Es gibt jedoch auch Branchen, in denen man problemlos komplett auf Englisch arbeiten kann. Arbeits- und Landessprache müssen nicht immer übereinstimmen, was weitere Chancen eröffnet.“, sagt der Experte. Aber in Bereichen, wo Kontakte mit der breiteren Bevölkerung unumgänglich sind – wie eben in der Medizin –, muss man sprachfest sein.

Durch Kultur Grenzen überwinden

Als sich Paula Ruppert für einen Aufenthalt in Aserbaidschans Hauptstadt Baku entschied, verfügte sie bereits über solide Russischkenntnisse. Sie studiert Osteuropastudien an der LMU im Master und absolvierte mit ihrem Aufenthalt in der Metropole am Kaspischen Meer ihr „Pflichtpraktikum“ im Rahmen ihres Studiums. Pflichtpraktikum in Anführungszeichen – denn dafür hätten auch vier Wochen gereicht. Sie entschied sich jedoch, sechs Monate zu bleiben, eben weil die Zeit in Aserbaidschan für sie mehr war als nur Pflicht, sondern gelebter Kulturaustausch. „Ich bin davon überzeugt, dass man durch Kultur vermeintliche Grenzen überwinden kann“, sagt Paula. Dabei helfe auch die Sprache, Verständnis für den anderen zu entwickeln und einen Austausch auf Augenhöhe zu ermöglichen.

Ich hatte aber schon von Beginn an ein gutes Gefühl.

„Weil ich Russisch spreche, fielen die Balkanländer raus und auch Russland – wegen des Kriegs. Also habe ich mich über fünf ehemalige Sowjetrepubliken informiert und mich für Baku entschieden.“ Grund hierfür sei nicht zuletzt gewesen, dass Paula Rupperts Großeltern schon dort gewesen waren und von Stadt und Land geschwärmt hatten. Vor allem der Kulturbereich hatte es ihr, die aus einer Musikerfamilie stammt, angetan – und über eine Karrieremesse des LMU Career Service konnte sie über das Goethe-Institut im Sprachlernzentrum Aserbaidschan eine Stelle finden: „Das war genau das Richtige für mich! Da wollte ich arbeiten“, sagt Ruppert. „Ich ging recht unbefangen an die Organisation heran, hatte aber schon von Beginn an ein gutes Gefühl.“

„Gut planen, um nicht in Stress zu kommen“

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Auslandspraktikum mit Erasmus+, PROMOS und Co.

Während Benedikt Birnbach mit einem Erasmus+-Stipendium nach Rumänien reiste, wurde Paula Rupperts Reise mit einem PROMOS-Stipendium gefördert. „Das ist eine Förderung, die ausschließlich bei außereuropäischen Praktika bewilligt wird“, sagt Michael Brielmaier vom Career Service. Einige Studierende gingen mit einem PROMOS-Stipendium ins Ausland. Die Mehrzahl nutzt jedoch die Förderung von Erasmus+, die aber vor allem für den EU-Raum, außerdem für Island, Liechtenstein, Nordmazedonien, Serbien sowie die Türkei vorgesehen ist.

Erasmus+, Promos & Co

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Mit PrimA an den Ohridsee

Für Lehramtsstudierende gibt es ebenfalls ein Förderprogramm der LMU, das vom Praktikumsamt des Münchner Zentrums für Lehrerbildung (MZL) vermittelt wird: Praktika im Ausland, kurz PrimA. Das Programm wird seit rund 15 Jahren angeboten und ist einer der beliebtesten Wege für LMU-Lehramtsstudierende, Auslandserfahrungen zu sammeln. „Mittlerweile haben wir 21 Partnerschulen in aller Welt – von Finnland und Italien über Tansania und Guatemala bis zu Australien und Singapur“, erklärt der Leiter des Praktikumsamts, Dr. Clemens Maria Schlegel. „Und in diesem Jahr kommen zwei neue Schulen dazu.“

Nach Albanien wollte ich eigentlich schon immer einmal

Der Lehramtsstudent Laurent Stein-Imart ging mit PrimA nach Albanien: Am Ohridsee, malerisch mit Blick auf die Berge gelegen, konnte der 30-Jährige im vergangenen Jahr vier Wochen lang an der privaten ‚Nehemiah‘-Schule in Buçimas hospitieren – einem albanischen Ort nahe der nordmazedonischen Grenze. „Nach Albanien wollte ich eigentlich schon immer einmal“, erzählt der Lehramtsstudent. „Denn einer meiner besten Freunde aus der Kindheit kommt aus dem angrenzenden Kosovo und hat mir viel davon erzählt.“ Die Nehemiah-Schule war eine der allerersten Kooperationseinrichtungen des PrimA-Programms. Die Studierenden aus München wohnen dabei oft, wie Stein-Imart, in einem kleinen Wohnheim auf dem Campus. „Die ‚Nehemiah‘ bot mir die Gelegenheit, auch höhere Jahrgangsstufen zu unterrichten“, erklärt der Lehramtsstudent für die Grundschule. Denn auf dem Gelände befinden sich neben der Grundschule auch ein Kindergarten, ein Gymnasium und eine kleine Universität.

„Den Unterricht beobachteten wir Austauschstudierenden zunächst von den hinteren Reihen im Klassenzimmer aus – aber auf Dauer war das langweilig.“ Zumal das Unterrichtssystem in Albanien stark vom Ministerium vorgegeben sei. „Es gibt genaueste Anweisungen, was zu welchem Zeitpunkt gelehrt werden soll. Vielleicht ein Relikt aus dem Kommunismus?“ Die Lehrer seien damit zwar nicht immer einverstanden, aber nach jahrelanger Praxis in ihren Mustern gefangen gewesen.

Es gibt genaueste Anweisungen, was zu welchem Zeitpunkt gelehrt werden soll.

Stein-Imart und seine ausländischen Kommilitonen begannen, eigene Unterrichtseinheiten zu halten – in den Sportstunden sowie in Deutsch und Englisch. Dabei versuchten sie, neuere didaktische Methoden aus dem Studium einzubringen und den Unterricht spielerisch aufzulockern. „Einfache Spiele wie Memory und Bingo brachten Abwechslung und Spaß ins Klassenzimmer und kamen gut an“, so Stein-Imart. „Und sie halfen, uns besser zu verständigen. Denn besonders die meisten Grundschulkinder sprachen kaum Deutsch, und wir selbst konnten ja kein Albanisch!“

Auch die Schülerinnen und Schüler von Paula Ruppert im Sprachlernzentrum von Baku kennen jetzt mit „Mensch ärgere dich nicht“ einen deutschen Brettspielklassiker. Aufgabe der Studentin war es, junge Leute sprachlich auf das Studium im Ausland vorzubereiten. Dabei hatte sie viel Spielraum, den Unterricht frei zu gestalten.

„Wir haben zum Beispiel über Weihnachten und Ostern gesprochen oder eben über ‚Mensch ärgere dich nicht‘“, sagt Ruppert. Kinderkonversationskurse gestaltete sie etwa mit Handpuppen: „Kinder kommen auf gute Ideen und sind sehr kreativ“, freut sich die Studentin. Und auch sie selbst lernte während ihres Aufenthalts sehr viel Neues.

Das Land kennenlernen

Neues konnten die Studierenden auch neben ihrem Praktikumsalltag erleben. Laurent Stein-Imart reiste durch das Land, besuchte die lange Küste Albaniens und half bei der Kartoffelernte. „Ich kann das Land nur weiterempfehlen“, unterstreicht er. „Albanien ist landschaftlich wunderschön, noch wenig touristisch und auch für Studierende mit eingeschränktem Budget gut geeignet.“

Die Landschaft Rumäniens, ihre Wildheit und Einsamkeit hat auch Benedikt Birnbach begeistert. So fuhr er unter anderem die berühmte Transfăgărășan entlang – eine Passstraße über das Făgăraș-Gebirge, eine Gebirgsgruppe in den Transsilvanischen Alpen – , sah Bären und durchwanderte die Einsamkeit der Wälder. Mehr noch: „Ich habe mit weiteren Erasmus-Studierenden eine Hütte in den Bergen gemietet – mit kleinem beheizten Pool, genannt Ciubar. Das ist auf jeden Fall zu empfehlen, wenn man dort ist.“ Auch der Tarnita-See unweit Cluj-Napocas war Ziel chilliger Tage – Entspannung jenseits des Massentourismus.

Wir haben eine Hütte in den Bergen gemietet – mit kleinem beheizten Pool.

Das Sprachlernzentrum in Baku bot Exkursionen an – etwa zur noch Orten, die von der deutschen Kultur noch geprägt sind. „Die Deutschen haben den Weinanbau nach Aserbaidschan gebracht und man sieht heute noch viele Bauten, die an deutsche Architektur erinnern“, erzählt Paula Ruppert. Sie war mit einer Schulklasse auf Kulturaustausch und konnte mit einem Kommilitonen per Mietwagen das Land bereisen: „Es ist ein unglaublich vielfältiges Land, sowohl von den Menschen her als auch von der Landschaft. Es gibt Hochgebirge, Steppen und verschiedene klimatische Zonen.“

Freundlichkeit statt interkultureller Fallstricke

Alle drei nahmen die Menschen vor Ort sehr positiv, freundlich und hilfsbereit wahr. Paula Ruppert hatte in Gestalt ihrer Vermieterin und deren Angehörigen sogar eine „zweite Familie“ gefunden.

Allerdings gibt es durchaus Unterschiede, wie die Menschen ihr eigenes Land und ihre Rolle darin sehen. Während Benedikt Birnbach die Rumäninnen und Rumänen als sehr zukunftszugewandt und zuversichtlich wahrnahm, sah Stein-Imart in Albanien eine andere Tendenz – vor allem, nachdem er mit den Schülern einer zwölften Klasse über deren Zukunftspläne nach dem Abitur gesprochen hatte. „Die meisten wollen das Land verlassen – wegen Korruption, Kriminalität und der schlechten Wirtschaftslage in Albanien“, sagt er. „Ich fand es erschreckend, dass selbst die Schüler einer international vernetzten und gut ausgestatteten Privatschule das Land verlassen wollen, weil es doch auf die großen Probleme in Albanien hinweist.“

Jede Praxiserfahrung – zumal im Ausland – ist überaus wertvoll!

Für die Studierenden war der Aufenthalt in ihrem jeweiligen Gastland ein in jeder Hinsicht lehrreiches wie unvergessliches Erlebnis, das auch später noch von Vorteil für sie sein wird – auch und gerade, weil sie ein Land abseits der klassischen Praktikums-Destinationen wie Frankreich, Österreich, Italien oder Schweden ausgewählt hatten. „Zum einen ist der Auswahlprozess weniger kompetitiv als für Städte wie Paris oder Barcelona“, so Michael Brielmaier „Und auch die Lebenshaltungs- und Mietkosten sind in weniger stark nachgefragten Ländern in der Regel geringer.“ Wichtig sei vor allem auch das „Alleinstellungsmerkmal“ bei der Jobsuche: „Ein Aufenthalt in Baku sticht im Bewerbungsprozess beispielsweise mehr heraus als ein Praktikum in Deutschland oder in einer westeuropäischen Metropole. Generell gilt jedoch: jede Praxiserfahrung – zumal im Ausland – ist überaus wertvoll!“ Vielleicht sind das gute Gründe, sich mal abseits der viel befahrenen Routen umzusehen.

Zahlen und Fakten zum Auslandspraktikum

Erasmus+-Förderung

Chancengerechtigkeit
Studierende oder Promovierende mit Handicap oder chronischen Erkrankungen, Erstakademikerinnen und -akademiker, erwerbstätige Studierende sowie Studierende mit Kind können mit einer Zusatzförderung zur Chancengerechtigkeit unterstützt werden.

Green Travel
Studierende, die gemäß der Green Travel-Vorgaben des Erasmus+ Programms nachhaltig zu ihrem Praktikum reisen, können die Förderung von zusätzlichen Reisetagen beantragen. Dabei gilt, das mehr als 50 Prozent der Reisestrecke mit emissionsarmen Verkehrsmitteln wie Bahn oder Bus zurückgelegt werden.

Top 5 der beliebtesten Städte

Top 5-Destinationen

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Geschwister-Scholl-Platz 1
80539 München

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